Technologiefrühstück der StädteRegion Aachen und der Gemeinde Roetgen

Anlässlich des Technologiefrühstücks, das in diesem Jahr bei der Fa. Kuttig stattgefunden hat, habe ich nachfolgende Ansprache gehalten:

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Jorma Klauss, ich bin Bürgermeister in dieser schönen Eifelgemeinde und freue mich, Sie hier in Roetgen in Namen der Gemeinde und auch im Namen der StädteRegion Aachen begrüßen zu dürfen.

Sehr herzlichen Dank an die Firma Kuttig für die Gastfreundschaft. Kuttig ist eines der Unternehmen in Roetgen, die in ihrem Metier eine extrem erfolgreiche Entwicklung genommen haben und den Technologie-Standort Roetgen sehr bereichern.

„Technologiefrühstück“ heißt diese Veranstaltung und Digitalisierung ist eines der Themen, um die es heute geht. Und da darf man sich natürlich fragen, was Digitalisierung eigentlich für den ländlichen Raum oder die Peripherie einer Großstadt zu bedeuten hat.

Aus meiner Sicht gibt es einige Bereiche, in denen die Digitalisierung gerade in unserer Konstellation besonderes Gewicht hat – vielleicht sind wir sogar diejenigen, die davon am meisten profitieren werden.

Zwei Beispiele:

Roetgen ist eine der Kommunen in NRW, die den höchsten Pendleranteil hat. Und wenn es im Zuge der Verkehrswende darum geht, Verkehr zu vermeiden, wird dies nicht an irgendwelchen Park-and-Ride-Parkplätzen am Stadtrand von Aachen passieren. Vielmehr muss man Verkehr an der Quelle vermeiden. Und diese Quelle liegt in der Peripherie.

Mit Home-Office und Coworking-Möglichkeiten auf dem Land, sogenannten gemeinsam genutzten „Dorfbüros“, können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Unternehmen unnötige Wege vermeiden und zudem auch Familie und Beruf besser miteinander in Einklang bringen. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Unternehmen weitestgehend digital arbeiten und es nicht mehr erforderlich ist, Papier von links nach rechts zu schieben. Außerdem muss natürlich eine flächendeckende Breitbandversorgung sichergestellt sein.

Hier in Roetgen erfolgt daher aktuell der Ausbau der Glasfaserversorgung bis in jedes Haus. Und in Sachen Coworking starten wir, wenn der Rat dem zustimmt, sehr kurzfristig testweise ein Coworking-Space, im Sinne eines Pop-Up’s. Dies wird als Zwischennutzung in der ehemaligen Sparkassen-Filiale im Ortszentrum geschehen.

Wenn sich Verkehr nicht vermeiden lässt, dann muss es natürlich Ziel sein, diesen Verkehr nach Möglichkeit in öffentliche Verkehrsmittel zu verlagern. Auch hier arbeiten wir intensiv daran:

  1. haben wir Nordeifel-Kommunen, also Simmerath, Monschau und Roetgen, dafür gesorgt, dass in die ganze Diskussion zur Regio-Tram auch eine „Regio-Tram Süd“ aufgenommen wird, was zu einem Zeitpunkt X bedeuten wird, dass man von Roetgen aus mit einer Bahn bis nach Aachen kommen wird und
  2. verfolgen wir in Roetgen das Ziel, einen autonom fahrenden und bedarfsorientierten innerörtlichen ÖPNV zu realisieren. Vor dem Hintergrund, dass 50 bis 70 % der ÖPNV-Kosten immer die Personalkosten der Fahrer sind, was insbesondere im ländlichen Raum die Taktraten des ÖPNV enorm einschränkt, ist dies ein Riesenpotenzial. Aktuell arbeiten wir an einem Antrag für ein Pilotprojekt. Am Ende soll aber ein ÖPNV stehen, der 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche innerörtlich zur Verfügung steht und jeden Winkel der Ortschaft Roetgen abdeckt.

Zweites Beispiel: Prozesse zwischen Bürgern oder Unternehmen mit der Verwaltung.

Gerade auf dem Land sind Wege weit und durch viel Pendlertum ist die Tagesanwesenheit vor Ort gering. Umso wichtiger ist es, dass die wesentlichen Dienstleistungen von Verwaltungen Online verfügbar sind. Die Voraussetzungen für ein wirklich umfassendes Online-Angebot sämtlicher Verwaltungsdienstleistungen sind natürlich, dass die Prozesse in den Verwaltungen vollständig digital ablaufen. Hier haben wir in Roetgen noch ziemlich großen Nachholbedarf, aber auch erste Schritte getan, von denen ich ausschnitthaft berichten möchte:

  1. Wir haben ein Bürgerportal, um diese Prozesse abzubilden, müssen allerdings noch die Prozesse ins Portal hieven.
  2. Wir digitalisieren unsere Ratsarbeit im nächsten Jahr vollständig und vermeiden damit Unmengen an Papier.
  3. Wir haben eine klare Entscheidung der Bürgermeister in der StädteRegion und des Städteregionsrates zur Einheitlichkeit verwendeter Technologien, zum Beispiel in Sachen DMS, Finanzwesen und Personalmanagement. Das bedeutet, die Kommunen der StädteRegion sind abgestimmt und alle Kommunen gehen in die gleiche technologische Richtung. Diese Entscheidung habe ich initiiert, um auf dieser Basis zukünftig mehr Zusammenarbeit organisieren zu können und um die Synergie-Effekte, die uns die Digitalisierung bietet, besser nutzbar zu machen.
  4. Wir sind Gesellschafter an einem IT-Dienstleister, der sich bundesweit führend mit den Themen Blockchain und Künstliche Intelligenz auseinandersetzt, was aus meiner Sicht die nächste logische Stufe der Digitalisierung bedeutet.

Meine Damen und Herren,

was ich damit deutlich machen wollte: Digitalisierung und ländlicher Raum schließen sich nicht aus – das Gegenteil ist der Fall.