Der von mir am 10. Dezember 2019 in den Gemeinderat eingebrachte Haushalt 2020 gibt einen guten Ausblick auf das neue Jahr. Trotzdem wir erstmalig seit 2008 mit einem planmäßig ausgeglichenen Haushalt agieren, haben wir Einiges vor:
Mit einem sogenannten Dorfinnenentwicklungskonzept (DIEK) wollen wir in einem partizipativen Prozess die Weichen für eine bessere Lebens- und Aufenthaltsqualität im Ortszentrum von Roetgen stellen.
In einem ersten Schritt haben wir bereits in 2019 einen Bebauungsplan mit Veränderungssperre auf das Ortszentrum gelegt. Eine wichtige Rolle wird auch die bauliche Gestaltung spielen, in der sich sich u. a. die Folgenutzung des Grundstücks der ehemaligen Sparkassenfiliale widerspiegeln soll.
Als Zwischennutzung ist für das Frühjahr die Einrichtung eines kleinen Coworking-Spaces im Sparkassen-Gebäude geplant. Coworking im ländlichen Raum sind ein sehr interessanter Ansatz um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu stärken und Pendlerverkehr zu reduzieren. Verwaltungsseitig haben wir uns gemeinsam mit der Cowork AG aus Aachen sehr um die testweise Einrichtung eines solchen Coworking-Spaces bemüht und ich bin sehr gespannt darauf, wie diese neue Möglichkeit zu arbeiten in Roetgen angenommen wird.
Das Thema Pendlerverkehr ist für Roetgen besonders wichtig, sind wir doch eine der Gemeinden mit den höchsten Pendlerquoten in Nordrhein-Westfalen. Gut ist, dass die Schnellbusse inzwischen viel häufiger fahren als früher und aufgrund des vereinfachten Linienverlaufs auch schneller unterwegs sind. Die Qualität des ÖPNV muss aber weiterhin gesteigert werden.
Die Bürgermeister der drei Eifelkommunen Simmerath, Monschau und Roetgen haben dafür gesorgt, dass bei den Überlegungen zur Einführung einer Regio-Tram auch der Südraum der StädteRegion betrachtet wird. Schienengebundener Nahverkehr bis in die Eifel ist dabei das Ziel. Das Ergebnis der entsprechenden Machbarkeitsstudie ist in 2020 zu erwarten.
Parallel beschäftigen wir uns in der Gemeindeverwaltung mit der Frage, wie wir die bestenfalls durchschnittlichen Anbindungen an den ÖPNV-Schnellverkehr mit Ortsbus und Linie 67 verbessern können. Nahziel ist dabei die Einführung eines bedarfsgerechten auf Anforderung verkehrenden ÖPNV im Sinne des in Monschau durchaus erfolgreichen Netliners. Fernziel ist, solche Fahrzeuge autonom fahren zu lassen, was einen Service an 24 Stunden pro Tag und 365 Tagen im Jahr ermöglichen würde, um innerhalb der Gemeinde von jedem Ort zum anderen zu kommen. Wir arbeiten derzeit zusammen mit der ASEAG an einem Förderantrag, der genau dieses Ziel verfolgt und noch in 2020 gestellt werden soll.
Der Busverknüpfungspunkt soll von der provisorischen Lösung an der Post zur Wanderstation verlegt werden. Zu diesem Zweck wird die Kreuzung Bundesstraße/Rosentalstraße umgebaut und mit einer Ampelanlage versehen, die ein sicheres Überqueren der Bundestraße ermöglicht. Nachdem auf Initiative der Gemeinde Roetgen zwischenzeitlich ein Konsens mit der StädteRegion Aachen und Straßen.NRW hergestellt wurde, ist die Planungsleistung mit Straßen.NRW konkret für 2020 vereinbart und die Realisation in 2021 geplant.
In Sachen Gewerbegebietserweiterung geht es nun ebenfalls weiter, damit wir unsere hervorragenden Standortvorteile (Lage, Verkehrsanbindung, Glasfaser, Nahversorgung, Branchenmix) besser ausspielen können. Gleiches gilt für die Entwicklung rund um den Vennhof.
Neben der Reduzierung von Pendlerverkehr durch mehr Arbeitsplätze im Ort und besseren ÖPNV, besteht die Absicht noch mehr für den Klimaschutz zu tun. Gemeinsam mit der sehr begrüßenswerten ehrenamtlichen Initiative „Roetgen mach Watt“ beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir auf gemeindlichen Gebäude mehr Photovoltaik realisieren können. Ich rechne 2020 mit diesbzgl. Ergebnissen, die dann zur Umsetzung kommen können.
Auch das Thema Windkraft steht weiterhin auf der Tagesordnung, denn es ist immer noch besser auf Windräder zu schauen als aus Tihange verstrahlt zu werden oder ganze Wälder für die Braunkohle zu roden. Derzeit wird auf Basis eines mit breiter Mehrheit gefassten Beschlusses des Gemeinderates im Auftrag der Gemeinde geprüft, ob aufgrund der weiterentwickelten Technik Standorte in Betracht kommen, die bisher unberücksichtigt geblieben sind. Die Prüfung wird in 2020 abgeschlossen sein und wir werden nochmal konkret über das Thema Windkraft in Roetgen diskutieren.
Ein weiteres umweltpolitisches Thema, das uns in 2020 beschäftigen wird, ist der Hochwasserschutz an der Vicht. Der Wasserverband Eifel-Rur (WVER) plant zwei groß dimensionierte Hochwasserrückhaltebecken, um insbesondere die Altstadt von Stolberg vor Hochwasser zu schützen. Die Notwendigkeit des Hochwasserschutzes wird von Roetgener Seite nicht bezweifelt. Wir wollen jedoch sicherstellen, dass alternative Überlegungen, die weniger Eingriff in die Natur bedeuten, vollständig betrachtet wurden. Dies ist einerseits die Vorhaltung von Rückhaltevolumen in der Dreilägerbachtalsperre und andererseits die Kappung des Zuflusses aus dem Weserstollen in die Vicht im Falle von drohendem Hochwasser. Hier sind wir mit den bisher vorliegenden Antworten des WVER noch nicht zufrieden. Mit einer kleinen Arbeitsgruppe des Gemeinderates sind wir im intensiven Austausch mit dem WVER. Für 2020 ist auch eine direkte Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger zu dem Thema vorgesehen.
Für das in den nächsten Jahren zu erschließende Baugebiet „Grepp II“ steht in 2020 die Umsetzung des städtebaulichen Wettbewerbs an. Zielsetzung ist, kein Neubaugebiet „von der Stange“ zu entwickeln, sondern auf Basis des Gutachtens zur Ortsgestaltung etwas zu schaffen, was ganz besonders gut zu Roetgen passt.
Ebenfalls unter Beachtung der Maßgaben des Gutachtens zur Ortsgestaltung ist der Bau eines weiteren Kindergartens und die Umsetzung von sozialem Wohnungsbau vorgesehen. Hier wird es in 2020 aller Voraussicht nach zur Aufstellung eines Bebauungsplans für das Grundstück gegenüber der evangelischen Kirche kommen.
Die zuletzt kontrovers diskutierte Erweiterung des Seniorenzentrums nehmen wir zum Anlass, über die Frage von Altenpflege und „Älter werden in Roetgen“ intensiv zu diskutieren. Ein entsprechender „Runder Tisch“ ist beschlossene Sache und ich bin gespannt auf erste Ergebnisse.
In Rott hat sich in 2019 als Ergebnis des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ mit Unterstützung der Gemeinde Roetgen, der StädteRegion Aachen und der FH Aachen eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich für die Weiterentwicklung des Rotter und Mulartshütter Gemeinwesens stark macht. In 2020 gibt es nun Ergebnisse: Der Gemeinderat wird seine erste Sitzung im Jahr immer im Saal Hütten abhalten, die monatliche Rotter Sprechstunden des Bürgermeisters werden in den alten Backes unter dem Saal Hütten verlegt, es gibt zukünftig Tanzkurse im Saal Hütten und es wird an der Einführung einer Dorf-App gearbeitet.
Unser engagierter Jugendbeirat hat unter dem Titel #youthunited einen Platz für Jugendliche beantragt und einen konkreten Vorschlag für dessen Gestaltung gemacht. In 2020 ist es nun die Aufgabe der Gemeinde, in die Planung einzusteigen. Es ist großartig zu sehen, wie unser Jugendbeirat mitmischt. Für das neue Jahr plant der Jugendbeirat einen Umwelttag, an dem wir unsere Gemeinde saubermachen. Der Bauhof der Gemeinde wird dies gerne unterstützen.
Um unseren jungen Menschen einen guten Start ins Berufsleben zu ermöglichen, wird die Gemeinde in 2020 erneut eine Ausbildungsmesse ausrichten.
Der Gemeindesportverband hat gute Vorschläge zur Verwendung der Landesförderung für den Sport gemacht, die der Gemeinderat beschlossen hat. Für 2020 sind als größte Projekte der Bau der lang gewünschten Beachvolleyballanlage und die Erneuerung des Hallenbodens durch den TV Roetgen sowie die Investition in die sanitären Anlagen des Tennisclubs vorgesehen.
In 2020 steht außerdem die Neugestaltung unseres Schulhofes und die Modernisierung der IT-Ausstattung unserer Schule auf dem Arbeitsprogramm.
Für unsere Freiwillige Feuerwehr (#bestewehr) steht die Beschaffung eines neuen Mannschaftstransportwagens an. Zudem steigen wir 2020 in die Planung der Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses Roetgen ein, die in 2022 umgesetzt werden soll.
Außerdem finden in 2020 Kommunalwahlen statt, bei der Gemeinderat, Bürgermeister und Städteregionstag neu gewählt werden. Dies soll nicht unerwähnt bleiben, weil es die Gemeindeverwaltung erneut stark in Anspruch nehmen wird.
Zugleich wird die Modernisierung der Verwaltung mit der Einführung eines Ratsinformationssystems vorangetrieben. Der in 2020 neu zu wählende Gemeinderat wird komplett papierlos arbeiten können und müssen. Dies vereinfacht nicht nur die Abläufe in der Verwaltung enorm, auch die Transparenz für die Öffentlichkeit wird wesentlich besser.
Im Zuge der Digitalisierung der Verwaltung sind außerdem erste Schritte zur Einführung einer Digitalen Akte und die bessere Nutzung unseres Bürgerportals geplant.
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